Die große blonde Diva schwenkte ihr ebenso einladendes wie ausladendes Dekollete der
Kamera entgegen, ging im schwarzen Abendkleid baden, stieg in einen
römischen Brunnen und genoss in einem Anfall von narzisstischer Ekstase das
nächtliche Wasserspiel. Und die Kamera badete mit im süßen Leben. "La
Dolce Vita" (Das süße Leben) hieß der Film Federico Fellinis aus dem Jahre 1960,
und die Darstellerin, die im Film eine Filmdarstellerin spielt, eine ehemalige
„Miss Schweden“, hieß Anita Ekberg. Diese große schwedische Schauspielerin (1,74 Meter) trug
nicht nur dazu bei, dass aus einem Filmtitel ein geflügeltes Wort wurde. Anita
Ekberg, "der blonde Eisberg", wurde zur Kultfigur einer Epoche, in der die
Oberweite das Maß aller Dinge war, und prägte das Bild der schwedischen Frau,
das sich im Kino und in den Köpfen formte und das sich bis heute kaum verändert
hat: (meist) blond, selbstsicher und selbstbewusst, (manchmal) nach außen hin
kühl wirkend, definitiv aber emanzipiert, vor allem in Sachen Sex und Erotik.
Eine starke, überlegene, unabhängige Frau also, die den Männern, schwedischen
und anderen, so oder so, zu schaffen machte. Anita Ekberg war in den 50er Jahren
neben Marilyn Monroe ein typischer blonder Männertraum.
La ragazza svedese, die Frau, die
ohne die Begleitmusik pfeifender Papagalli keinen Schritt über die Straße tut.
Im sinnlichen Spannungsverhältnis zwischen "Latin Lover" und kühler blonder
Schönheit ist die Schwedin der Nordpol. Der Mythos der sechziger Jahre ist
lebendig, der "Eisberg" dagegen vergessen. Anita Ekberg spielte in der
Zeit von 1952 bis 1996 in über 50 bekannten Filmen mit.
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