Die Regeln der neuen Rechtschreibung im
Bereich der Laut-Buchstaben-Zuordnung zielen darauf ab, auf der Grundlage
des Stammprinzips dafür zu sorgen, dass in möglichst allen Wörtern einer
bestimmten Wortfamilie der gleiche Wortstamm geschrieben wird. Dabei ist
maßgebend, ob ein bestimmtes Wort heutzutage zu einer bestimmten
Wortfamilie gehört oder nicht.
Das Stammprinzip gilt auch für die Schreibung von ss, das grundsätzlich
nach einem kurzem Vokal geschrieben wird.
Nach der Neuregelung gilt, dass nach kurzem Vokal generell ss zu schreiben ist,
z. B. Fluss / Flüsse, Nässe - nass, Wasser - wässrig, essen - isst,
müssen / muss. In Folge dieser Regelung wird die Konjunktion jetzt
dass geschrieben. Nach langem Vokal steht weiterhin ß, z. B. Fuß / Füße, Maß /
Maße, Kuss / küssen.
Die Ersatzprobe:
-
Mit einfachem 's' wird
geschrieben, wenn man dieses oder welches dafür
einsetzen könnte, ohne dass der Satz seine Bedeutung ändert.
-
Ist dieses nicht
möglich, dann schreibt man "dass".
Bisher galt, dass beim Aufeinandertreffen von drei gleichen Konsonanten, bei
denen dem dritten ein Vokal folgte, nur zwei Konsonanten zu schreiben waren,
wie z. B. in Schiffahrt, Stillegung, im Falle einer Worttrennung am Zeilenende
aber: Schiff-fahrt, Still-legung usw. Bei den neuen Regeln bleiben stets alle
Buchstaben erhalten, wenn in Zusammensetzungen drei gleiche Buchstaben
aufeinander folgen. Die zusammengesetzten Wörter werden daher gewöhnlich mit
den drei gleichen aufeinander folgenden Buchstaben zusammengeschrieben. Zur
besseren Lesbarkeit dürfen solche Wörter jedoch auch mit Bindestrich zwischen
den einzelnen Wörtern der Wortzusammensetzung geschrieben werden. Also: Nassschnee
oder Nass-Schnee, Schritttempo oder Schritt-Tempo .
In einigen wenigen Wörtern werden Konsonanten in Angleichung an Flexionsformen
desselben Wortes oder an andere Wörter derselben Wortfamilie nach dem
Stammprinzip verdoppelt: Ass (wegen des Asses, die Asse) Karamell (wegen
Karamelle), Messner (wegen Messe), Mopp (wegen moppen), nummerieren (wegen
Nummer, Tipp (wegen tippen), Tollpatsch (wegen toll). Entsprechendes gilt bei
einigen Wörtern mit tz und ck, z. B. platzieren (wegen Platz), Stuckatur und
Stuckateur (wegen Stuck).
Einige Schreibungen wurden einem schon heute verbreiteten Schreibgebrauch
angeglichen: Bändel, behände, Gämse, Quäntchen, schnäuzen, Stängel,
überschwänglich, verbläuen (entsprechend den Schreibungen von Band, Hand, Gams,
Quantum, Schnauze, Stange, Überschwang, blau). Zwei Schreibungen existieren in
folgendem Fall: aufwendig (zu aufwenden) oder aufwändig (zu Aufwand).
Nach dem Muster von Wörtern wie grau, blau, schlau ist die Ausnahmeschreibung
von rauh aufgehoben und rau zu schreiben (womit die bisher und weiterhin
geltende Schreibung von Rauheit nachträglich legitimiert wird). Umgekehrt ist
künftig Rohheit und Zähheit zu schreiben (wegen roh und zäh + -heit), während
die Hoheit in ihrer Schreibung unangetastet bleibt. Künftig ist auch der
"Heißlufttrockner" mit einem h zu schreiben, also Föhn, und zwar in Angleichung
an den Föhn = "Fallwind". Dem Stammprinzip entsprechend kann neben der auch
weiterhin gültigen Schreibung selbständig auch selbstständig geschrieben
werden.
Das Känguru verliert sein nicht erklärbares h und wird damit anderen
Tierbezeichnungen (wie etwa Gnu und Kakadu) in der Schreibung angeglichen.
Neben den Schreibungen Alptraum und Alpdrücken gelten auch Albtraum und
Albdrücken.
Fremdwörter können in ihrer Schreibung der deutschen Rechtschreibung angepasst
werden, z. B. engl. strike - dt. Streik. Mit der Neuregelung werden einige neue
integrierte Schreibungen (meistens als mögliche Nebenform) angeboten. In der
folgenden Zusammenstellung wird die Vorzugsvariante an erster Stelle aufgeführt
(Auszug):
ai/ä |
Frigidaire / Frigidär, Necessaire / Nessessär |
é/ee |
Exposee / Exposé, Kommuniqué / Kommunikee |
ée/ee |
Chicorée / Schikoree |
-ies/-ys |
Pluralformen von Wörtern aus dem Englischen, die auf -y ausgehen, werden in deutschen
Texten ausnahmslos nach deutschem Muster geschrieben, z. B. Baby - Babys, Hobby -
Hobbys |
ou/u |
Bravour / Bravur |
c/k |
Bouclé / Buklee |
ch/sch |
Chicorée / Schikoree |
gh/g |
Ghetto / Getto (schon jetzt), Joghurt / Jogurt, Spaghetti /
Spagetti |
ph/f |
Delphin / Delfin (darüber hinaus können alle Wörter mit den Stämmen phon,
phot, graph wahlweise auch fon, fot, graf geschrieben
werden) |
qu/k |
Kommuniqué / Kommunikee |
rh/r |
Katarrh / Katarr, Myrrhe / Myrre |
y/j |
Yacht / Jacht, Yoga / Joga |
t/z |
Wenn Substantive auf -anz oder -enz enden, werden die entsprechenden
Adjektive bevorzugt mit -zi- oder daneben auch mit -ti geschrieben,
z. B. Differenz differenziell / differentiell, Essenz
essenziell / essentiell usw. |
th/t |
Panther / Panter, Thunfisch / Tunfisch |
Fachwörter sind von der allein für die Standardsprache geltenden
Neuregelung ausgenommen.
Text: Gert Egle,
www.teachsam.de,
CC-BY-SA 4.0
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