Als die Arbeiterbewegung in den
80er Jahren des 19. Jahrhunderts den 1. Mai zu ihrem Demonstrationstag
erkor, kam dies nicht von ungefähr. In großen Teilen Europas war
dieser Tag seit der Antike ein nichtkirchlicher Feiertag, eine Art
administrativer Neujahrstag der alten Gesellschaft. In den
Handwerksinnungen und Kaufmannsgilden der Städte sowie in den
ländlichen Dorfgemeinschaften war dies der Zeitpunkt der
Jahresabrechnung und Wahl neuer Beamten für das kommende Jahr und das
gleiche galt für die städtischen Verwaltungen.
Bauern,
Handwerksmeister und Kaufleute benutzten die Gelegenheit, um in ihren
jeweiligen Gemeinschaften Feste zu feiern. Alle Arbeit ruhte und
Lehrlinge und Gesellen kamen in den Genuss eines freien Tages, ohne in
die Kirche gehen zu müssen.
In Stockholm entwickelte sich der 1. Mai
ab Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem großen Volksfest im
Djurgården-Park, mit Festzug und Königsbesuch, und in den Kleinstädten
unternahm man Ausflüge ins Grüne. Dieser freie Tag wurde dann im Laufe
des 19. Jahrhunderts im Zuge einer Umstrukturierung und Umwandlung der
zuvor genannten Zünfte, Innungen und Behörden zu einem Tag, an dem
sich die Industriearbeiter versammelten. Seit 1890 marschieren durch
die meisten schwedischen Industriesiedlung Demonstrationszüge mit
Orchester, Fahnen und Transparenten.
In der Woche vor dem 1. Mai
verkaufen die Schulkinder wie in vielen anderen Ländern und nach
amerikanischen Vorbild eine kleine Plastikblume, die so genannte
Maiblume, in solchen Mengen (bisher gut eine halbe Milliarde), dass
ein erheblicher Betrag für die Bekämpfung von Kinderkrankheiten und
frühkindlichen Behinderungen zusammenkommt.
Schwedische Feste
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