Beim Hinduismus handelt es sich nicht um
eine, sondern um eine Vielzahl unterschiedlicher Religionstraditionen, die
sich hinter dem Begriff „Hinduismus” verbergen. Zum einen versteht man unter
Hinduismus eine Sammelbezeichnung für die traditionellen Religionen Indiens
mit Ausnahme von Buddhismus und Jainismus. Mit über 900 Millionen Gläubigen
ist der Hinduismus die drittgrößte Religion der Welt. Der Hinduismus ist keine
Sonntagsreligion, sondern beeinflusst das ganze Leben von der Geburt bis zum
Tod. Religion und Alltag sind nicht voneinander zu trennen.
Das persische Wort Hindu (= Inder) geht
auf den Flussnamen Sindhu („Fluss", „Meer”) zurück. Der Hinduismus kennt
keinen Religionsstifter so wie Jesus, Budddha oder Mohammed. Seine
geschichtlichen Anfänge gehen in das 2. Jahrtausend vor Chr. zurück.
Hinduismus ist eine gewachsene Religion, die aus verschiedenen hoch
entwickelten wie primitiven Traditionen zusammengemischt ist. Es gibt kein
gemeinsames für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Manche Hindus
verehren die höchste Wirklichkeit bildlos, andere benötigen farbenprächtige
Kultbilder. Manche Hindus beten Shiva an, andere verehren Vishnu (zwei
einander ausschließende monotheistische Götter) und seine zahlreichen „Avataras”
(d.h. „Herabstiege” bzw. „Inkarnationen").
Neben der Anrufung des einen und
einzigen Gottes steht die Verehrung von Bäumen, Schlangen, Steinen. Jeder
Hindu pilgert während seines Lebens mehrmals an den Ganges oder an
Wallfahrtsorte mit großen bekannten Tempeln. Nach dem Glauben vieler Hindus
reinigt ein einziges Bad an einer heiligen Stätte alle Sünden.
Was diese vielfältigen Glaubensformen und
Lehren verbindet, ist am ehesten das Ziel, hinter der zufälligen und
unbeständigen sichtbaren Welt, eine unsichtbare gemeinsame Quelle allen Lebens
und aller Dinge zu finden, Brahman genannt. Die indische Religiosität hat
einen weiteren gemeinsamen Bezugspunkt mit den „Veden”, die als heilige
Schriften anerkannt werden. Die Inder selbst bezeichnen ihre Religion entweder
als Arya Dharma („Edle Ordnung"), Sanatana Dharma („Ewige Ordnung”) oder
Varnashrama Dharma („Ordnung der Kasten").
Charakteristisch für die meisten Hindus
ist der Glaube an Karma, das Gesetz der Tatvergeltung, an die Wiedergeburt
sowie die Ordnung des Lebens in Kasten und in bestimmte Lebensabschnitte. Der
Hinduismus lässt sich aber nicht von einer bestimmten Lehre her definieren, so
wie etwa Islam, Christentum und andere religiöse Traditionen. Der „Hindu
Marriage Act” von 1955 der die Bedingungen für eine gültige Eheschließung
festlegt, versteht unter einem Hindu zweierlei: Zunächst ist es diejenige
Person, die „kein Muslim, Christ, Parse oder Jude” ist und in Indien lebt.
Darüber hinaus wird der Hindu als Bekenner eines religiösen Glaubens
verstanden, unabhängig von der Tatsache, ob der Gläubige in Indien lebt oder
nicht.
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