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Landwirtschaft in Schweden

Der Mensch hat vor etwa 10000 Jahren angefangen, Landwirtschaft zu betreiben, die er bis zum Ende des letzten Jahrhunderts nur langsam weiterentwickelte. Seitdem verändert sie sich mit wachsender Geschwindigkeit. Dabei entfernen sich die von der Landwirtschaft geprägten Ökosysteme immer weiter von dem Prinzip des weitgehend geschlossenen Stoffkreislaufs, das für natürliche Ökosysteme typisch ist. Da immer mehr Menschen in den schwedischen Städten leben, wird auch ein ständig steigender Anteil der produzierten Nahrungsmittel dort konsumiert. Die Abfälle und Fäkalien, die in den Städten entstehen, gelangen nicht mehr zurück auf die Felder. In dem hoch entwickelten Schweden landet ein Teil der Abfälle direkt auf Deponien, der Rest kommt gemeinsam mit den Fäkalien auf dem Umweg über Klär- und Müllverbrennungsanlagen dorthin. Nur ein kleiner Teil des Schlamms der Kläranlagen wandert auf die Felder und schließt den organischen Kreislauf. Von den Futtermitteln, die von der Landwirtschaft Schwedens aus den verschiedensten Teilen der Welt (z. B. USA, Brasilien, Thailand) eingeführt werden, wandert nichts mehr zurück auf die Felder des Produktionslandes. Der entstehende Kompost (und Mist bzw. Gülle) bleibt in Schweden. Die fortschreitende Industrialisierung und Spezialisierung der Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe, entweder auf reinen Ackerbau mit einseitiger Fruchtfolge (z. B. nur Getreide, (Monokultur) oder reine Viehhaltung (z. B. Schweine- oder Bullenmast), verstärkt die oben angesprochene Tendenz.

Die so genannte konventionelle Landwirtschaft bringt weitere ökologische Probleme mit sich, weil sie hoch gezüchtete Nutzpflanzen mit großem Nährstoffbedarf verwendet und sich einem Druck in Richtung Ertragsmaximierung ausgesetzt sieht. Daher muss sie den Ackerböden große Mengen an Kunstdünger zuführen, um den Nährstoffverlust auszugleichen. Der Einsatz an Stickstoff hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu verfünffacht, wobei die ausgebrachten Düngermengen in guten Ackerbaugebieten mit intensivem Getreide- oder Hackfruchtanbau teilweise doppelt so hoch liegen wie die Durchschnittswerte. Die Überdüngung führt zu einer zunehmenden Belastung des Grundwassers mit Nitrat. Ein weiteres Problem stellen Phosphatdünger dar, durch die eine zusätzliche Cadmium-Belastung auftritt. Die Ausschwemmungen von ungenutztem Stickstoff- und Phosphatdünger aus den Böden in die Oberflächengewässer vor allem in Südschweden führt zu deren Eutrophierung.

Die Spezialisierung in der Landwirtschaft zwingt auch zu verstärktem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, deren Menge sich in Schweden seit Anfang der 50er Jahre fast verdreifacht hat, was sich vor allem in Südschweden in einer Belastung des Grundwassers bemerkbar macht. Der Einsatz der Pflanzenschutzmittel könnte mit der konsequenten Anwendung des integrierten Pflanzenschutzes deutlich reduziert werden, weil die geeignete Kombination von Schlägen mit verschiedenen Feldfrüchten sowie ein ausgeklügelter Fruchtwechsel den Schädlingsbefall vermindern könnten, und die ‚chemische Keule' erst ab einer bestimmten Schadensschwelle eingesetzt wird.

Der großflächige Anbau von Mais, Zuckerrüben und Getreide, wie auch die einseitige Fruchtfolge, verschärfen vielerorts die Probleme der Erosion. Ein einziger schwerer Regenguss kann von einem Maisfeld in leichter Hanglage bis zu 25 t fruchtbarer Erde pro Hektar abschwemmen.

Zusammen mit der Entwässerung von (Feuchtgebieten (meist ehemaligen Streuwiesen), der intensiven Düngung und dem Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln sorgten diese Maßnahmen dafür, dass die Landwirtschaft zum größten Artenvernichter in Schweden wurde.

Die Züchtung ertragreicher Getreidesorten mit großen, schweren Ähren verlangt nach Wachstumsreglern, Mitteln zur Verkürzung des Halms, damit er nicht so leicht bricht. Die niedrigen Agrarpreise zwingen zu stärkerer Rationalisierung, das führt zu schweren landwirtschaftlichen Geräten, die bei möglichst großer Arbeitsbreite möglichst viele Arbeitsgänge verrichten sollen. Dadurch kommt es zu Bodenverdichtungen, die das Versickern der Niederschläge behindern. Man spricht dann von einem ‚Stauhorizont'.

Die Spezialisierung auf reine Viehhaltung zieht eine zunehmende Massentierhaltung nach sich, bei der in steigendem Umfang Hormone zur raschen Gewichtszunahme und Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionsgefahren als Masthilfsmittel eingesetzt werden. In welchem Umfang damit eine gesundheitliche Gefährdung des Verbrauchers verbunden ist, bleibt umstritten. Die bei der Massentierhaltung anfallenden Mengen an Mist und Gülle werden zu einem ökologischen Problem, weil nicht selten die Flächen fehlen, auf denen sie aufgebracht werden können, ohne zu einer starken Überdüngung zu führen. Der Massentierhaltung wird außerdem vorgeworfen, keine artgerechte Tierhaltung zu betreiben.

In der alternativen Landwirtschaft, einem Sammelbegriff für alle Formen der Landwirtschaft, die Landwirtschaft sich von der mehrheitlich praktizierten konventionellen unterscheiden, kann man drei Typen unterscheiden.

  1. Die Methode konservierender Bodenbearbeitung unterscheidet sich von der konventionellen Landwirtschaft vor allem dadurch, dass kein Pflug eingesetzt wird, der den Boden wendet. Der Boden wird nur mit geeignetem Gerät gelockert. Die Erntereste der Hauptfrucht oder einer Zwischenfrucht werden zu einer oberflächennahen Mulchschicht in den Boden eingearbeitet oder zerkleinert als oberflächlich aufliegende Mulchschicht belassen. Das Saat- und Pflanzgut wird ohne weitere Bodenbearbeitung in die Mulchschicht bzw. den darunter liegenden Boden eingebracht. Versuche haben ergeben, dass diese Wirtschaftsweise dieselben Erträge wie die herkömmliche Landwirtschaft erbringt, aber folgende Vorteile hat: a) die Erosion wird vermindert, b) die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens verbessert, c) das Bodenleben gefördert, d) eine gute Durchlüftung des Bodens garantiert, e) die Betriebskosten werden gesenkt, weil man mit weniger Arbeitsgängen und leistungsschwächeren Zugmaschinen auskommt.

  2. Im organisch-biologischen Landbau soll die Bodenfruchtbarkeit durch eine sich an den natürlichen Stoffkreisläufen orientierende Wirtschaftsweise erhalten bleiben. Deshalb vermeidet er jede Spezialisierung hin zu reinem Ackerbau oder nur Viehzucht sowie den Einsatz von Kunstdünger oder chemischen Pflanzenschutzmitteln. Eine geeignete Fruchtfolge soll sowohl die einseitige Auslaugung des Bodens vermeiden als auch die Ausbreitung der Pflanzenschädlinge erschweren. Die Nährstoffe, die die Nutzpflanzen dem Boden entziehen, werden durch das Ausbringen von Gülle, Mist und Kompost, durch Mulchen und Gründüngung sowie Gaben von Gesteinsmehl ausgeglichen. Die Eindämmung von Unkräutern und Schädlingen soll durch mechanische Methoden (z. B. Hacken), das Ausbringen von Pflanzenextrakten und die Förderung von Nützlingen erreicht werden. Die Hektarerträge liegen meist etwas unter denen der konventionellen Landwirtschaft, die Arbeitsintensität ist höher.

  3. Der biologisch-dynamische Landbau unterscheidet sich in seinen praktischen Methoden kaum vom organisch-biologischen. Er überformt seine Arbeit durch die Lehren von Rudolf Steiner weltanschaulich. Dabei wird u. a. ein Zusammenhang zwischen dem Pflanzenwachstum und der Stellung der Gestirne angenommen.

 

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