In Schweden kommt der Biber (Castor fiber) vorwiegend in Dalsland,
Värmland und Dalarna vor.
Der Biber ist das zweitgrößte Nagetier der Welt (nach dem Wasserschwein). Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 70-120 cm. Dazu kommt noch der
stark abgeflachte, unbehaarte, schwarzbraune mit Hornschuppen bedeckte Schwanz, die so genannte Kelle, mit 35 cm.
Ausgewachsene Tiere haben ein Gewicht von ca. 30 kg. Hierbei sind die Weibchen
sogar schwerer als die Männchen. Die Hinterfüße mit fünf langen Zehen und kurzen
stumpfen Krallen haben Schwimmhäuten, die kleineren Vorderfüße mit fünf relativ
kurzen Zehen und ziemlich langen Krallen sind als Greiforgane entwickelt. Das
mittelbraune bis schwärzlich-mahagonirote dichte Fell hat am Rücken 12.000 und
am Bauch bis zu 23.000 feinste Haare
je Quadratzentimeter (beim Menschen sind es ca. 300). Das Fell wird mit einem
öligen Drüsensekret eingefettet und ist dadurch
wasserundurchlässig. Die sehr kleinen Augen und
Ohren sind zum Tauchen wasserdicht verschließbar. Die Orientierung an Land
geschieht überwiegend durch den Geruchssinn (Wegmarkierung durch Bibergeil, ein
dunkelbraunes, wachsartiges Duftdrüsensekret). Der schwedische Biber bevorzugt langsam fließende oder stehende Gewässer mit
reichem Birkenbewuchs.
Das Nagetier hält keinen Winterschlaf, sondern lebt von seinen Nahrungsreserven.
Der dämmerungs- und nachtaktive Biber ist ein reiner Pflanzenfresser. Er frisst
Kräuter, Sträucher, Bäume und Wasserpflanzen. Ein ausgewachsener Biber braucht
pro Jahr etwa 7-8 cbm Hölzer und Pflanzen als Nahrung.
Sein Markenzeichen sind vier große Schneidezähne, wovon die beiden unteren, bis
3,5cm langen Zähne, für Nagetätigkeiten eingesetzt werden und die oberen zum
Festhalten von Ästen und Baumstämmen dienen. Sie sind mit einer harten
Schmelzschicht versehen und wachsen ständig nach. Der Biber hat die dreifache
Kaukraft des Menschen. Mit seinen starken meißelartigen Vorderzähnen fällt er
Weichhölzer (Pappeln, Birken und Weiden) von 10 cm Durchmesser in einer Nacht.
An dickeren arbeitet er mehrere Nächte. Von den Bäumen frisst er Blätter,
Zweige und die Rinde der Äste. Nur der Stamm wird verschmäht. Für den Winter
schafft er Zweige und Äste als Nahrungsvorrat zu Wasser an seinen Bau, der z.
T. selbst als Nahrungsreserve dient. Der
Wasserbaumeister errichtet seine
umfangreichen, kuppelartigen Wohnburgen aus Zweigen, Schlamm, Steinen
und Schilf. Der Zugang mündet immer unter Wasser. Die Biberburg hat einen Durchmesser von etwa zehn Metern und ragt meistens etwa zwei Meter
aus dem Wasserspiegel. Im Innern, über dem Wasserspiegel gelegen, befindet sich
die Nestkammer. Sie ist
mit Rinde, Gras, Holzspänen und Blättern sorgfältig ausgekleidet und deshalb stets trocken,
zugluftfrei und wohltemperiert. Bei Außentemperaturen von über 30°C, herrscht in der Burg ein angenehmes Klima
mit Temperaturen von 18-20°C. Bei Außentemperaturen von -20°C herrschen im Bau
-3°C bis +2°C. Biber leben monogam in Familienverbänden und werden 15-20
Jahre alt. Nach der Paarungszeit (Januar-März) werfen die Weibchen nach einer
Tragezeit von 105-107 Tagen 2-5 Junge. Die Jungen bleiben in der Regel zwei
Jahre lang mit ihren Eltern zusammen. Somit setzt sich eine Biberfamilie im
allgemeinen aus sechs bis zehn Tieren zusammen: den Eltern, den diesjährigen
Jungen und den Jungen des Vorjahrs. Nach Ablauf des zweiten Lebensjahrs werden
die Jungen von den Eltern «weggebissen». Sie suchen sich dann ein eigenes Stück
Lebensraum, in dem sie sich niederlassen und eine eigene Familie gründen.
Zu
sehen kriegt man sie selten, aber zu hören. Beim Abtauchen schlagen sie
kräftig mit dem Schwanz aufs Wasser. Besonders Kanuten und Wanderer können mit
etwas Glück ihre Spuren erkennen. In Kniehöhe angenagte Birken,und auffällig zusammenhängendes Treibholz und Gestrüpp weisen auf
Biberbauten hin. Die Tiere nagen große Späne, ähnlich wie Hackschnitzel aus dem
Holz. Abgenagte Astabschnitte erscheinen wie mit dem Beil bearbeitet. Ein
einzelner Biber kann eine 10 Zentimeter dicke Erle in weniger als einer halben
Stunde fällen, eine 40 Zentimeter dicke Birke fällt er in einer einzigen Nacht. Nach groß angelegten Biberjagden galt diese Tierart seit 1870 in Schweden als
ausgerottet.
Der Biber wurde einerseits wegen seines außergewöhnlich dichten Pelzes bejagt,
aus dem hochwertige Winterkleidung wie Mützen und Mäntel herstellt wurden.
Andererseits war moschusartig riechende Sekret aus den Duftdrüsen des Bibers sehr
begehrt. Dieses so genannte "Bibergeil" galt in der
Volksmedizin als Wundermittel, dem nachgesagt wurde, dass es von Kopfweh über
Wassersucht und Pest bis hin zu Schreikrämpfen so gut wie alles heilen könne
und angeblich auch die Potenz fördere.
1922 setze man in Schweden wieder die ersten Exemplare aus, die sich bis heute
auf über 50.000 Stück vermehrten.
Die schwedische Tierwelt
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