Blindschleichen sind leicht
zerbrechliche Wesen. Ein unbedachter Griff und die mühelos zu fangenden Tiere
brechen entzwei. Während sich das längere Ende hastig davon schlängelt,
verbleibt das kürzere heftig zappelnd in der geschlossenen Hand. Mit diesem
Trick gelingt es in Gefahr geratenen Blindschleichen oftmals, ihre Feinde zu
verwirren und ihnen zu entkommen. Möglich wird dies durch mehrere
Sollbruchstellen, die es den Tieren erlauben, den Schwanz abzuwerfen. Dieser
wächst alsbald wieder nach - allerdings nur als verkürzter, kugeliger Stumpf. Die Zerbrechlichkeit der
Blindschleiche deutet sich bereits in ihrem wissenschaftlichen Gattungsnamen an:
Anguis fragilis bedeutet 'zerbrechliche Schlange'. Dabei führt der zweite
Namensteil allerdings in die Irre. Denn mit ihrem beinlosen, lang gestreckten
Körper sieht die Blindschleiche einer Schlange zwar täuschend ähnlich, doch in
Wirklichkeit zählt sie zu den Echsen. Die Unterschiede zeigen sich
erst bei genauerem Hinsehen. Anders als Schlangen haben Blindschleichen
bewegliche, verschließbare Augenlider. Sie bewegen sich langsamer als Schlangen
und ihr Schlängeln wirkt steif und weniger agil. Zum Züngeln müssen sie das Maul
leicht öffnen, denn anders als Schlangen besitzen sie keine Lücke in der
Oberlippe. Dass die Vorfahren der Blindschleiche Vierbeiner waren, lässt sich
anhand rudimentär vorhandener Becken- und Schulterknochen an der Wirbelsäule
feststellen. Der Kopf der Blindschleiche geht
ansatzlos in den kreisrunden, meist stark glänzenden Rumpf über, der in einem
Schwanz mit horniger Spitze endet. Ausgewachsene Tiere erreichen eine
Gesamtlänge von bis zu 50 Zentimetern und sind an der Oberseite braun, grau oder
gelblich gefärbt. Manche glänzen auch in Bronze- oder Kupfertönen. Die Flanken
sind meist dunkel abgesetzt. Der Glaube, Blindschleichen seien blind, ist weit
verbreitet, aber falsch, denn ihr Name ist vom althochdeutschen Plintslicho
abgeleitet, was soviel wie blendender Schleicher bedeutet und auf den
glänzenden, sich schlängelnden Leib der Tiere gemünzt ist. Die Blindschleiche ist genügsam
und findet sich in fast allen Landschaftstypen zurecht. Zwar bevorzugt sie
Heidegebiete, teilentwässerte Hochmoore und sommergrüne Laubwälder; aber sie
fühlt sich auch auf Wiesen und Brachen, in Parks und naturnahen Gärten wohl. Man
findet sie an Wegrändern und Bahndämmen, unter Hecken und Steinen, im Laub und
sogar im Komposthaufen. Hauptverbreitungsgebiet der Blindscheiche in Schweden
ist Småland. Sozialverhalten und Raumnutzung
der Blindschleiche liegen noch weitgehend im Dunkeln. Das liegt auch an ihrer
heimlichen Lebensweise. Denn die harmlose Echse hat ihren Feinden wenig
entgegenzusetzen, sie beißt nicht einmal richtig. Stattdessen setzt sie auf
Tarnung und ein Leben im Verborgenen. Tagsüber versteckt sie sich meist. Auf die
Jagd geht sie in der Abenddämmerung und in den frühen Morgenstunden. Leibspeise
der Blindschleiche sind Regenwürmer, Nacktschnecken und unbehaarte Raupen.
Züngelnd nimmt sie Witterung auf, pirscht sich an ihr Opfer heran, packt es mit
dem nach hinten gekrümmten Gebiss und verschluckt es im Ganzen. Bei einem großen
Regenwurm kann das bis zu eine halbe Stunde dauern.

Den Winter verbringen
Blindschleichen in frostsicheren Erdlöchern, wo Gruppen von 5 bis 30 Tieren in
Kältestarre auf den Frühling warten. Erst Anfang April wagen sie sich wieder ins
Freie. In ritualisierten Kämpfen ringen die Männchen um die Weibchen, versuchen
den Gegner zu Boden zu drücken, ihn fest zu umschlingen und zu beißen. Hat das
Männchen ein Weibchen erobert, verbeißt es sich in dessen Nacken und paart sich
mit ihm in einem mehrstündigen Kopulationsakt. Die befruchteten Eier trägt das
Weibchen rund 14 Wochen aus. Sobald die acht bis zwölf Jungtiere voll entwickelt
sind, platzt die Eischale und sie kommen in einer transparenten Membran zur
Welt, die sie sogleich durchstoßen. Die Zahl ihrer Fressfeinde ist
groß. Blindschleichen stehen auf dem Speiseplan zahlreicher Vogelarten, werden
gejagt von Säugetieren wie Igel, Dachs, Fuchs und Marder. In Siedlungsgebieten
stellen ihnen Hunde, Katzen und selbst Hühner nach. Der größte Feind der
Blindschleiche ist allerdings der Mensch, der ihren Lebensraum mit intensiver
Land- und Forstwirtschaft zerstört, ihre Bestände durch das Ausbringen von
Pestiziden und Schneckenkorn dezimiert und sie aus Ekel oft einfach zertritt.
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