Der gebirgige Norden Schwedens, mit seiner riesigen Wildnis, bietet vielen
Tieren einen günstigen Zufluchtsraum, in dem sie relativ gefahrlos leben können. Neben dem
Rotluchs, Pardelluchs und dem Wüstenluchs prägt vor allem der Nordluchs das Bild der Luchse
(Lynx lynx). Er lebt
in Nord- und Osteuropa, Russland, China und Nordamerika. Er ist hochbeinig und besitzt
einen sehr kurzen Schwanz. Diese Katzenart erreicht eine
Schulterhöhe von bis zu 70cm. Das Normalgewicht erwachsener Männchen beträgt 18 -
30 kg, und das der Weibchen 15 - 20 kg. Das auffallende Merkmal aller Luchse ist das in
einem langen Haarbüschel spitz auslaufende Ohr. Diese 4cm langen Pinsel ermöglichen den Tieren
eine sehr genaue Schallortung. Im Sommer ist das Fell rotbraun oder gelbbraun. Der
Winterpelz ist hell graubraun. Bei manchen Luchsen ist der Winterpelz fast
ganz weiß, abgesehen von den Flecken. Auf dem Rücken und an den Körperseiten
liegen die Flecke in länglichen Reihen. Die Flecken sind im Sommer und im
Winterfell. Die Schwanzspitze ist immer schwarz. Der Luchs besitzt sehr gute Augen, die ihm bei der Jagd
gute Dienste leisten. In der Dunkelheit sind seine Augen sechsmal
lichtempfindlicher als die des Menschen. Die großen Pfoten weisen als Anpassung
an die kalten Lebensräume eine starke Behaarung zwischen den Zehen und um die
Ballen herum auf.
Luchse laufen in der Regel wie ein Fuchs sehr geradlinig. Der Spurabdruck ist
rund wie der einer Katze, misst im Durchmesser 7-10 cm und hat 4 Zehen oder
Finger, wobei der Daumen fehlt. Die Vorderpfoten sind größer als die
Hinterpfoten. Der Spurverlauf auf gerader Ebene hat eine Schrittlänge von 80-100
cm. Die Hinterpfote treten dabei an der Spur des Vorderfußes vorbei.
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RH=Rechts hinten, RV=Rechts vorne, LH=Links hinten, LV=Links vorne |
Der Luchs kann seine Krallen einziehen. So bleiben sie messerscharf. Im
Trittsiegel sieht man daher meist keine Krallenabdrücke, sondern nur die vier Zehen. Die eisige Kälte und der viele Schnee verlangt den Tieren in den nördlichen
Breiten viel ab. Die Winterwochen mit 30-40 Minusgraden sind hart für die hier
lebenden. Der
Luchs lebt im Wald, der Tundra und im felsigen Busch- oder
Grasland. Der Nordluchs geht als Kulturflüchter in den Gebirgen sogar bis über
die Waldgrenze hinaus um sich dort ein unaufmerksames Rentier zu überrumpeln. Er steht in Schweden
unter gesetzlichem Schutz, da er gebietsweise völlig ausgerottet war. Mittlerweile nimmt
der Bestand wieder zu. In Schweden gab es 1998 wieder 1500 Stück, mit der
größten Dichte in Jämtland, Medelpad und Ångermanland, so dass man dort erstmals
wieder 150 Tiere zum Abschuss freigegeben hat, um ein gewisses Gleichgewicht zu
anderen Wildtieren zu erhalten. Im Jahr 2008 durften 85 der
Raubtierkatzen gejagt werden. Die
Luchsjagd wird im März durchgeführt und vom
Schwedischen Amt für Umweltschutz streng überwacht. In Götaland ist der Luchs noch selten. Der Luchs lebt als Einzelgänger in festen
Revieren zwischen 1000 und 10.000 Hektar. Der geschickte Jäger ernährt
sich hauptsächlich von Rehen und Rentieren, wobei er vor allem kranken
und schwachen Tieren nachstellt. Der Pirschjäger
durchstreift auf leisen Pfoten sein Revier und beobachtet auf Felsblöcken oder
Baumstümpfen sitzend das Gelände. Hat er ein Beutetier entdeckt, versucht er,
sich auf weniger als 20 Meter anzuschleichen und es nach einem kurzen Sprint zu
übertölpeln. Führt sein Überraschungsangriff zum Erfolg, tötet er die Beute mit
einem Biss in die Kehle. Auf lange Verfolgungsjagden kann er sich nicht
einlassen, denn er hält sie nicht durch. In einem Jahr verspeist ein Luchs bis zu 50 Rehe
bzw. Rentiere. Gelegentlich stehen auch Hase,
Waldvogel, Fuchs, Biber und kleine Nagetiere auf seinem Speiseplan. Elche
sind für die Katze zu groß. Aas
frisst die wilde Katze nur in absoluten Notzeiten.
Luchse paaren sich zwischen Februar und März und bringen nach einer Tragzeit
von 67 - 74 Tagen einen Wurf mit 1-4 Jungen zur Welt. Das Männchen hat mit der
Geburt und der neu entstandenen Familie nichts mehr zu tun. Erst nach gut 2
Wochen öffnen die Kleinen ihre Augen. 10-20 Wochen werden sie gesäugt
und bleiben bis zur nächsten "Ranzzeit" bei der Mutter. Nach der
Säugezeit steigt der Luchs konsequent auf Fleisch um. Nach einem Jahr sind die
Jungtiere soweit, um selbst Beute zu machen. Die Luchse
erreichen ein Alter von bis zu 15 Jahren. Die Losung
des Luchses besteht aus mehreren ungefähr daumendicken "Würstchen",
die eigentlich immer Haare oder Federn, und manchmal auch Knochen von
kleinen Nagetieren und Vögeln enthalten. Losung mit großen Knochenresten
stammt von Hund oder Wolf. Der Luchs kann die Knochen größerer
Beutetiere wie dem Reh nicht zerbrechen.
Ist der Luchs gefährlich?
Der Luchs ist für den Menschen nicht gefährlich. Einige wenige Male haben
Luchse den Menschen leichte Kratzwunden beigefügt. Der Waldbesucher braucht sich also auf keine Weise zu beunruhigen, wenn er sich
in Luchsgegenden befindet, und braucht sich auch nicht auf irgendeine spezielle
Art zu verhalten, falls er auf einen Luchs treffen sollte. Der Luchs wird sich
zurückziehen, und das höchstwahrscheinlich sehr schnell. Für
Hunde kann der Luchs gefährlich werden. Der Luchs kann angreifen,
wenn er vom Hund mit seiner Beute oder seinen kleinen Jungen überrascht wird. Es
geschieht jedoch selten, dass der Luchs einen Hund tötet, da er nicht wie der Wolf seinen
Angriff zu Ende führt, sondern ablässt, wenn der Hund sich zurückzieht.
Entwicklung des Luchsbestandes in Schweden

Die schwedische Umweltschutzbehörde hat seit Winter 2013/2014 neue Richtlinien
für die Luchspopulation in Schweden erlassen, wonach der Luchsbestand
auf etwa 1.250 Individuen sinken darf, sofern die Streuung gegeben ist und der
Erhaltungszustand des Stammes nicht gefährdet ist. Die Luchspopulation in
Schweden wird hauptsächlich durch eine Bestandsaufnahme von Familiengruppen
inventarisiert (Weibchen mit Jungen). Die Anzahl der Familiengruppen wird jedes
Jahr auf der Grundlage der Beobachtungen von Familiengruppen (Spuren, Sichtungen
und tote Jungtiere) berechnet und dokumentiert. Der Inventarzeitraum für
Familiengruppen ist der 1. Oktober - 28. Februar.
Die schwedische Tierwelt
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