Kommen Sonne und Wärme, kommt
auch sie: Aurelia aurita. Hinter die dem klangvollen Namen verbirgt sich ein vor
allem bei erwachsenen Ostsee-Badegästen wenig beliebter "Mitschwimmer": Die
Ohrenqualle. Dabei sind Quallen hochinteressante Organismen. Ihr Körper besteht
zu 99% aus Wasser, der Rest sind hauptsächlich Eiweiße (Proteine) und Zucker (Mucopolysaccharide).
Vielleicht ein Grund, warum diese Art weltweit verbreitet ist und mit vielen
Salzgehalten und Wassertemperaturen zurechtkommt. Die Ohrenqualle ist die am
häufigsten vorkommende Qualle in Schweden.
Der Name kommt von den vier
hellrosa oder blassgelben Genitalien, die in der Mitte der Qualle sitzen und wie
Ohren aussehen. Die Ohrenqualle wird in der Regel ca. 25 cm groß, kann aber auch
bis zu 40 cm werden und hat einen gewölbten tellerförmigen Schirm, dessen Rand
von zahlreichen kurzen Fanghaaren umsäumt ist. Die Farbe dieser tag- und
nachtaktiven Weichtiere ist leicht bläulich oder rosa durchscheinend. In der
Mitte befinden
sich vier ringförmige, rotbraune Geschlechtsorgane und vier hängende Mundarme.
Die Nesseltiere können an der Wasseroberfläche und in der Tiefe leben.

In punkto Vermehrung ist die
Ohrenqualle flexibel: Sie kann sich auf geschlechtlichem Wege fortpflanzen (es
gibt männliche und weibliche Quallen). Dazu entlassen im Herbst die männlichen
Quallen Samenzellen ins Wasser, die von den Weibchen aufgefangen werden. In
Bruttaschen entwickeln sich kleine Wimpernlarven, die nach 7-11 Tagen
ausschwärmen. Diese setzen sich an harten Untergründen fest und bilden die
baumchenförmigen Polypen, die sich ungeschlechtlich durch "Ableger" vermehren
oder durch "Strobilation": Der obere Teil des Polypen mit den Tentakeln schnürt
sich ab, dreht sich um und schwimmt als kleine "Meduse" davon. Aus ihr wird
wiederum die ausgewachsene Qualle, die noch im gleichen Sommer geschlechtsreif
ist. Im Gegensatz zu den "Elternquallen", die nach Abgabe der Samen und Larven
sterben, kann der Polyp einige Jahre überleben. Bei warmem Wetter kann der
glibberige Nachwuchs in kürzester Zeit große Quallenplagen in der Ostsee
anrichten.
Übrigens sind auch Ohrenquallen
giftig - aber keine Panik; nur für kleine Krebstiere und Fischlarven! Die
werden, wenn sie der Qualle zu nahe kommen, mit dem Nesselgift getötet und
verspeist. Die menschliche Haut reagiert auf Berührung mit der Qualle neutral.
Nicht ganz so harmlos ist die Gelbe Nesselqualle (im Volksmund auch
"Feuerqualle" genannt), zu erkennen an der braunroten Färbung, die aber in der
Ostsee seltener ist als die Ohrenqualle. Die Berührung mit ihren Nesselzellen
führt zu ähnlichen Symptomen wie Brennnesselstiche - und ist für einen gesunden
Menschen auch nicht gefährlicher.
In der letzten Zeit haben sich
die Ohrenquallen in der Ostsee vermehrt. Das liegt zum Teil am Klimawandel, aber
hauptsächlich daran, dass die Quallen inzwischen immer mehr zu fressen finden,
weil es durch Überfischung der Ostsee immer weniger große Fische gibt, die sich
genau wie die Quallen von Plankton ernähren.
Die schwedische Tierwelt
| Gepunktete Wurzelmundqualle
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