Laponia ist eines der letzten großen
Wildnisgebiete in Westeuropa. Die vier Nationalparks
Padjelanta, Sarek, Muddus und Stora Sjöfallet sowie die beiden Naturreservate
Sjaunja und Stubba bilden
zusammen das 9.400 km große Gebiet. Laponia liegt innerhalb der Kommunen von
Gällivare und Jokkmokk und ist ein wildes, noch unwegsames Gebiet mit hohen
Bergen und offenen Gebirgsplateaus, grenzenlosen Wäldern und weitläufigen
Sümpfen. In Laponia gibt es Flusssysteme, die ganz unter Naturschutz stehen, z.
B. der Muddusjåkkå. In Muddus, Subba und Sjauna breiten sich Urwälder und große
Moore aus, die auf einem Untergrund aus Urgestein ruhen. Stora Sjöfallet, Sarek
und Padjelanta gehören zum Skandinavischen Gebirge, das zum Urgestein hin steil
abfällt, z. B. der Steilhang Lulep Gierkav. Das Rapatal im Sarek ist ein sog.
U-Tal, das vom vorrückenden Binneneis der Eiszeit geformt wurde. Das
Schmelzwasser schuf dann gewaltige Felsschluchten wie z. B.
Áhusjgårsså bei Sáltoluokta. Vom Gipfel des Skierffe kann man Laitaure
überblicken, die am schnellsten wachsende Deltalandschaft Schwedens. Laponia ist auch die Kulturlandschaft der Sami, der einzigen
Urbevölkerung Europas.
An drei Orten in
Laponia gibt es heute noch sog. Kirchenzelthütten. Hier werden im Sommer
Gottesdienste abgehalten. Im 17. Jahrhundert betrieb die schwedische Kirche eine
intensive Bekehrung der Samen zum Christentum. 1650 errichtete man eine Kapelle
in Nabreluokta, ca. 20 km an der Straße nach Westen gelegen. Die Kirche wollte
alles Heidnische vernichten, besonders die Trommeln und Opferstätten der Samen.
Mit der Trommel schuf man den Kontakt zu Geistern und Göttern, die dann an den
Opferplätzen verehrt wurden. Der Berg Áhkká war dem samischen Glauben nach heilig.
Die Berge
Laponias enthalten Silber! Das Silbererz wurde in Álgavárre und Silbbátjåhkkå
von 1659 bis 1702 gefördert. In den beiden Gruben arbeiteten ca. 100 Bergleute
sowie die Samen, die das Silbererz mit ihren Rentieren zum Schmelzwerk in
Kvikkjokk transportierten. Neben dem Grubenschacht in Álgavárre liegt eine Kapelle, die 1788
eingeweiht wurde. Sie wurde 1961 restauriert und ist das ganze Jahr über
geöffnet - kirchliche Feiertage werden hier jedes Jahr begangen.
Die Sami und Sápmi
Als das Inlandeis
vor ca. 10.000 Jahren zu schmelzen begann, wanderten unserer Ahnen ins Land. Sie
folgten dem abschmelzenden Eis. In kleinen Gruppen siedelten sie sich an den
eisfreien Küstenstreifen an. Das Land war reich an Beutetieren, Fischen,
essbaren Kräutern und Beeren. Ihre Vorväter wanderten aus verschiedenen
Richtungen und zu unterschiedlichen Zeitperioden ins Land ein. Sie lebten in
kleinen Jagdgemeinschaften von ca. 20 bis 30 Personen zusammen und wanderten,
abhängig von den Jahreszeiten, zwischen den verschiedenen Jagd- und
Fischgebieten.
Es begann vor ca.
10.000 Jahren und setzte sich bis ins frühe Steinzeitalter mit sich immer mehr
ausbreiteten Kontakten zwischen den Jagdgemeinschaften fort. Bis zu 2000-3000
Jahren kann man den Ursprung der "Ur-Sami", mit der Entwicklung einer
gemeinsamen Sprache, einem immer feinmaschigeren sozialem Netzwerk, mit
Traditionen und der Bildung einer Volksgemeinschaft zurückverfolgen. Das soziale
Netzwerk der frühen Jagdgemeinschaften bestand aus kleinen Familiengruppen, die
zusammen wohnten und lebten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein veränderter
Bedarf, die Bevölkerung in Sápmi/Lappland nahm zu und mit ihr eine steigende
Erwartung an die innere Organisation und die Verteilung der Ressourcen in Form
von Jagdgebieten und Fischgewässern. Die Siida, Vorgänger der heutigen "Sameby"
(samische Dorfgemeinschaft) entwickelte sich aus den Anforderungen, die eine
zunehmende und rationelle Wildrentierjagd mit großen Fanganlagen in Form von
Grubensystemen und Fangarmen (Gattern) stellte. Die Siida - ist ebenfalls
eine frühe "Lokaldemokratie", wo Familiengruppen innerhalb eines Gebietes
zusammen Lösungen für gemeinsame Fragen suchten. Das betraf alles von der
Verteilung der Jagdgebiete und Fischgewässer bis zum einfachen "Gericht", um
interne Streitigkeiten und Gegensätzlichkeiten zu lösen. Das samische
Siida-System wurde durch die Sameby (samische Dorfgemeinschaft) ersetzt
und damit einer Verwaltungsform der schwedischen Bürokratie und Behördenfunktion
angepasst.
Während Kultur die Seele - das Innerste - ist, so sind Kulturausdrücke äußere
Kennzeichen, mit denen die Sami sich identifizieren. Das kann ihre Tracht sein,
die zeigt woher sie kommen und wer sie sind. Das Gleiche gilt für die Sprache
mit ihren von Region zu Region unterschiedlichen Dialekten. Ihr
Handwerk ist dem
Nomadenleben angepasst, die Rohwaren dazu umgeben sie traditionell in ihrem
Alltag, wie z.B. Rentierleder, Horn, Birkenknorren und Wurzeln. Im Laufe der
Jahrtausende wurden neue Materialien verwendet und führten zu Veränderungen und
Erneuerungen des Handwerkes.
Laponia - Die
Arktische Kulturlandschaft Lapplands wurde 1996 in die Welterbeliste
aufgenommen.
Begründung des Welterbekomitees:
Das Gebiet ist ein hervorragendes Beispiel
für die geologische Entwicklung der Erde und die heute stattfindenden
ökologischen und biologischen Veränderungen. Hier gibt es einmalige
Naturphänomene von ausgesuchter Naturschönheit sowie natürliche Orte, die
biologische Vielfalt schützen. Das Gebiet, das schon seit vorgeschichtlicher
Zeit von den Sami bevölkert wird, ist eines der bestbewahrten Beispiele für
Nomadengebiete in Nordskandinavien. Hier gibt es Wohnstätten und Weideplätze für
große Rentierherden, eine Sitte, die auf ein frühes Stadium der ökonomischen und
sozialen Entwicklung der Mensch zurückgeht.
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