Tanum gehört zu einem Gebiet mit
Felszeichnungen aus der Bronzezeit (zwischen 1800 und 500 v. Chr.). Bisher sind 1500 Zeichnungen bekannt.
Die große Anzahl vorhistorischer Gräber in Tanum weist darauf hin, dass das
Gebiete bereits in der Bronzezeit sehr dicht besiedelt war. Die meisten
Felsritzunzen stammen aus der jüngeren Bronzezeit. Hier
handelt es sich um einen inhaltsreichen und ganz besonderen vorgeschichtlichen
Bilderschatz, der in die glatten Felsplatten der Landschaft eingeritzt wurde.
Die faszinierenden Felszeichnungen zeigen u. a. Figuren mit Streitäxten in ihren
Händen. Die Felszeichnungen von Tanum wurden 1994 in die Welterbeliste aufgenommen.
Begründung des Welterbekomitees:
Das Felszeichnungsgebiet von Tanum ist ein einzigartiges Beispiel für die hohe
Qualität der Kunst in der Bronzezeit. Der Variationsreichtum der Motive legt ein
einzigartiges Zeugnis vom Leben in Europa während der Bronzezeit ab. Das
Zusammenspiel von kontinuierlicher Besiedelung und Bodennutzung, so wie das auf
den Felszeichnungen, den Grabfeldern und in der Landschaft, wiedergegeben wird,
macht das Gebiet um Tanum zu einem einzigartigen Beispiel für 8000 Jahre lange
kontinuierliche menschliche Besiedelung.
Vor 3000 Jahren lag der Meeresspiegel 15 Meter höher als heute und Teile der
Tanumebene war eine große Meeresbucht. Das Klima Bohusläns war Anfang der
Bronzezeit vergleichbar mir dem Südfrankreichs. Es wuchsen dichte Laubwälder mit
Eichen, Ulmen, Eschen und Linden. In der Bronzezeit lebte man in Großfamilien.
Die verschiedenen Generationen lebten unter einem Dach. Die Häuser waren groß,
bis zu 40 Meter lang und 6-8 Meter breit. Landwirtschaft, Vieh und Fischerei
waren die Hauptlieferanten für Nahrung. Die Jagd und das Sammeln von Beeren,
Obst und Nüssen brachten eine wichtige Ergänzung. Man jagte mit Pfeil und Bogen
und fing mit Netzen und Fallen. Die Haustiere der Bronzezeit waren Kühe, Schafe,
Ziege, Schweine, Hunde und Pferde. Die meisten Werkzeuge wurden aus Holz,
Knochen und Stein gefertigt. Bronze besteht aus Kupfer und Zinn und wurde aus
verschiedenen Teilen Europas importiert. Sie war ein kostbares Machtsymbol.
Bronze wurde vor allem für Schmuck und Waffen verwendet. Bronzegegenstände
hatten eine rituelle Bedeutung und wurden deshalb meist an Opferplätzen und in
Gräbern gefunden. Nur das Beste war gut genug für die Götter. Waffen und
Schmuck, Saatgut und Vieh, Wagen und Pflüge wurden in Seen und Gewässern
geopfert. Vermutlich gab es auch Brandopfer, Gegen Ende der Felsritzungszeit,
Anfang der Eisenzeit, opferte man auch Menschen. Vermutlich waren die
Felsritzungsgötter ebenso wie die Asengötter für bestimmte Bereiche Vermutlich
es gab einen Sonnengott, einen Meeresgott, einen Fruchtbarkeitsgott usw. Während
der Bronzezeit veränderte sich die Bestattungsform. Im Unterschied zu den
Familiengräbern der Steinzeit wurden nun große Steinhaufen auf Berghöhen
errichtet die nur für eine Person gedacht waren. Die Macht hatte sich auf
einzelne Personen und Familien konzentriert.
In einer Gemeinschaft ohne Schriftsprache ist das Bild von Bedeutung. Es kann
eine Erzählung, eine Beschwörung oder ein Gebet verstärken. Vielleicht war
bereits das Anfertigen eines Bildes eine heilige Handlung. Es gab offensichtlich
strenge Regeln, was abgebildet werden durfte. Bestimmte Motive tauchen immer
wieder auf: Schiffe, Schalengruben, Menschen (oft Krieger), Tiere, Wagen,
Pflüge, runde Scheiben und Scheibenkreuze. Häuser, Arbeit, Kinder oder anderes,
was zum Alltag gehört, wurde dagegen nie abgebildet. Frauen erscheinen nur sehr
selten! Eigentlich ist das Wort Ritzung irreführend. Die Bilder wurden in die
Felsen geklopft. Als Werkzeug wurde ein harter, zäher Stein benutzt, zum
Beispiel ein Quarzit oder Diabas. Die meisten Ritzungen sind mit roter Farbe
ausgefüllt. Das wurde vom Museum gemacht, damit die Bilder besser sichtbar sind.
Man weiß nicht, ob sie auch in der Bronzezeit ausgemalt waren. Die Felsritzungen
in Bohuslän sind nach Süden oder Osten gerichtet. Sie sind absichtlich auf
Felsen gemacht, die von Wasser überspült werden, auch wenn es nicht regnet. Die
Morgensonne spiegelt sich im Wasser, das über den Felsen fließt. Vielleicht ist
dieser Effekt ein Teil des Bildinhalts.
Tanum in Bohuslän ist das reichste Fundgebiet von Felszeichnungen, die aus der
Bronzezeit stammen. Man folgt den Schildern "Fornminne" oder "Hällristningar"
und findet Darstellungen von Schiffen, Menschen und der Jagd, Tänzern und
Himmelskörpern. Wichtige Fundstätten in der unmittelbaren Umgebung sind
Vitlycke, Aspeberget, Fossum, Litsleby, Gerum und Kalleby.
Die Bilder des Felsens von Vitlycke sind einzigartig. Sie handeln von Liebe,
Macht und Magie. Der ganze Felsen ist mit eigenartigen Figuren bedeckt. Die
meisten Figuren können auf die jüngere Bronzezeit datiert werden (1000-500 v.
Chr.). Die letzten Bilder stammen vom Beginn der Eisenzeit (ca. 500 v. Chr. bis
Christi Geburt).
Schiffe sind die gewöhnlichste Felsritzungsfigur in Bohuslän. Die Besatzung wird
durch kleine, kurze Striche symbolisiert. In einigen Fällen sind deutlich Männer
zu erkennen, die drohend ihre Äxte erheben. Vieles deutet daraufhin, dass die
meisten Felsritzungen Teil eines Begräbnisrituals waren. Die Menschen der
Bronzezeit stellten sich vor, dass die Reise ins Totenreich auf einem Schiff
vonstatten geht. Tote und gefallene Krieger sind auf den Felsen von Bohuslän
jedoch nie abgebildet.
Insgesamt gibt es in Bohuslän mehr als 30.000 Schalengruben. Sie wurden sowohl
als Symbol für Fruchtbarkeit als auch für Tod interpretiert. Noch im 19.
Jahrhundert opferte man in manchen Gegenden Schwedens den Elfen Fett und
Gegenstände aus Stahl in Schalengruben. Sie wurden deshalb oft Elfenmühlen
genannt. In Vitlycke wird der Fels von einer Reihe von 70 Schalengruben geteilt.

Die Existenz der Felsritzungen ist durch die Umweltverschmutzung bedroht. Die
Bilder sind in Granit geschlagen und haben 3000 Jahre lang Wind und Wetter
getrotzt. Heute ist Europas Luft mit Schwefel von Fabriken und Autos belastet,
und dadurch zersetzen sich verschiedene Mineralien im Granit. Wenn die Felsen zu
verwittern beginnen, ist ihre Widerstandskraft gegen Nachtfrost,
Temperaturschwankungen und die Fußtritte zahlreicher Besucher herabgesetzt.
Schwedisches Weltkulturerbe
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